How-To: Das 90-Minuten-BarCamp

How-To: Das 90-Minuten-BarCamp

Written by ChiliConCharme

Topics: Psychologie

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Gestern war ich auf einer Veranstaltung geladen, um zwei Workshops für Verwaltungsfachangestellte aus dem Bereich Personal zu machen. Thema war: Motivation 2.0: Was motiviert und wirklich? Was können Unternehmen von Social Networks lernen? Nach einem kurzen Impulsvortrag hatte ich für meine Teilnehmer_innen dann eine ganz besondere Überraschung: Sie durften mit mir adhoc ein BarCamp auf die Beine stellen, welches interaktiv demonstrieren soll, dass jeder motiviert sein kann – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wir hatten pro Workshop, also für Vortrag und Mini-BarCamp insgesamt nur 90 Minuten Zeit – keine leichte Aufgabe, die sich aber als lösbar erwies. Wie ich bei diesem Mini-BarCamp vorging, möchte ich hier kurz schildern:

20 Minuten Vortrag
Kurzer Überblick über Irrglauben in Unternehmen, Experimente und die drei Thesen, was Unternehmen aus Social Networks lernen können. Unter anderem wurden auch meine Thesen zur Motivation in Unternehmen vorgestellt. Diese sind (kurz):

  • Schaffe Dialog in einem System, um es lernfähig zu machen.
  • Stelle die richtige Frage: Nicht das WIE entscheidet (wie motiviere ich…), sondern das WARUM (…ist jemand motivert).
  • Kümmere Dich um diese motivierende Rahmenbedingungen: Selbstbestimmung, Weiterenwicklung, Sinn stiften. Lasse dabei keines weg.

Da ich davon überzeugt bin, dass der Erfolg von Social Networks auf diesen drei Prinzipien beruhen, und BarCamps dies als interaktive Methode beispielhaft abbilden, habe ich für den Workshop dieses Konzept gewählt.

5 Minuten BarCamp-Basics
Was ist ein BarCamp und wie funktioniert es? Hier muss besonders darauf geachtet werden, dass jedem klar ist, wie so ein BarCamp funktioniert. Besser, du bist über der Zeit als wenn Unsicherheit aufkommt.

In meinem Vortragsraum saßen (rund 20-25 Teilnehmer) in U-Form mit einem Tisch davor. Nachdem ich ihnen die Basics erklärte, bat sie aufzustehen und sich vor die Tische hinzustellen. Vor ihnen, in der Mitte des Us, stand ein weiterer Tisch mit Moderationskarten und Stiften.

5 Minuten Vorstellung der BarCamp Rahmenbedingungen
die Rahmenbedingungen zu nennen ist wichtig, um den Teilnehmern einen Rahmen zu geben, der ihnen Sicherheiten geben soll, eine eigene Session zu halten. Meine waren:

  1. Keiner erwartet Perfektion (das Unperfekte ist perfekt)
  2. Wir sind per „Du“
  3. Jeder wird gebeten eine Session zu halten
  4. Jede Session dauert max 15 Minuten
  5. Für die Session gilt: Eine Karte mit Namen und Thema ausfüllen

5 Minuten Vorstellungsrunde
Um den 2. Punkt „wir sind per „Du“, ein wenig zu stärken und auch, um das „Fremdeln“ abzuschütteln, bat ich nun alle Teilnehmer, sich jemanden herauszusuchen, den er noch nicht kennt um sich einander vorzustellen. Vorstellung mit Vornamen (natürlich alles freiwillig) und erzählen, was man so macht, welche Interessen man hat, usw.. Wir netzwerkten und das sollte die Teilnehmer sicherer machen, für ihre Aufgabe. Denn man präsentiert lieber vor bekannten Personen, als vor fremden. Aus diesem Grund habe ich übrigens absichtlich NICHT die übliche Vorstellungsrunde mit Hashtags gewählt – aber natürlich war es auf aufgrund des zeitlichen Aspekts.

10 Minuten Themenbrainstorming
Noch waren die Teilnehmer_innen aber noch nicht so weit, sich Themen für ihre eigene Sessions auszudenken und sich zu engagieren. Hierfür brauchte es einen weiteren Rahmen um ihre Kreativität anzukurbeln. Dieser wurde damit gesetzt, dass wir uns ein Thema für unser BarCamp aussuchten. Ich fing meist mit einem Beispiel an, das absichtlich nichts mit der eigentlichen Konferenz (Personalentwicklung in der Verwaltung) zu tun hat (z.B. Reisen oder Sport) und fragte ab, welche Sessions man zu diesem Thema bringen könnte. Das kurbelte die Fantasie an und es kamen immer weitere, übergeordnete Themen und mögliche Sessions dazu. Wir stimmten demokratisch über die Themen ab (beim ersten Workshop waren es sogar zwei übergeordnete Themen), was mich dann veranlasste, zum nächsten Schritt überzugehen.

10 Minuten Session finden (jeder für sich)
Nachdem ja schon Sessionbeispiele beim Themenbrainstorming gefunden wurden, war es für die Teilnehmer nun einfach(er), für sich selbst Themen zu finden, die sie gerne diskutieren / vorstellen wollten. Hier kam der Kartentisch zum Einsatz, der ganz bewusst in der Mitte aufgebaut war: Denn wer eine Session halten wollte, musste sich vom Platz lösen, hingehen, Karte und Stift nehmen, und wieder zurückgehen. Das animierte andere Teilnehmer, es gleich zu tun (Herdenprinzip).

5 Minuten Vorstellung der Sessions von den Sessiongebern
Ich hatte meinen Workshopraum in drei Ecken geteilt und die Ecken mit Namen versehen. Der Sessionplan war entsprechend strukturiert. Beim ersten Workshop hatten wir sogar doppelt so viele Sessions als nötig, beim zweiten brauchten wir etwas länger, bis wir drei zusammen hatten. Dabei kommt dem Moderator zugute, dass sich die Teilnehmer das Thema ausgesucht haben und dass es nun an ihnen liegt, ob es besprochen wird nicht (gemeinsame Zielfindung/Sinn geben).

15 Minuten Session
Es gab keine Workshops und keine großen Vorträge (war aufgrund der Zeit auch schwierig), dafür aber sehr rege Diskussionen zu den einzelnen Themen, die ich nicht mehr moderieren musste, sondern von den jeweiligen Sessiongebern moderiert wurden.

15 Minuten Feedback-Runde / Diskussion
Was bei dem ersten Workshopdurchlauf durchaus hätte länger gehen können, war beim zweiten etwas zu lang. Kommt wohl sehr stark auf die Gruppe selbst an. Es hilft, Punkte während des Mini-BarCamps aufzugreifen und in die Feedbackrunde mitzunehmen. Die Teilnehmer sollten sich hier überlegen, wie sie die Erkenntnisse aus der Präsentation und aus dem BarCamp in ihr Arbeitsleben umsetzen können.

Fazit

Für mich hat das Mini-BarCamp gezeigt, dass es a) auch in extrem kurzer Zeit funktionieren kann und b) dass es auch bei Teilnehmern funktioniert, die beruflich stärker in Ordnungsprinzipien denken müssen. Doch gerade die sind es manchmal, die solche Inspirationen sehr dankbar entgegen nehmen. Mir hat der Workshop sehr viel Spaß gemacht und ich kann jedem nur empfehlen, ihn so, oder so ähnlich, auch mal anzubieten. Das lässt sich durchaus ja auch mit anderen Themen als mit Motivation 2.0, durchführen :)

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