Also vorneweg: Eine Kakerlake ist mir bisher nicht begegnet und darüber bin ich auch ganz froh. Denn: Ich mag sie nicht. Überhaupt nicht. Finde sie ganz, ganz furchtbar und ekel mich ziemlich vor diesen Viechern. Noch vor meinem Abflug erzählte ich meiner Schwester davon und sie meinte nur platt: dann gibt ihr einen Namen!
Ein guter Rat, der in meinen Werkzeugkoffer für kluge Reisetipps wanderte. Kurz darauf ging es los zum Frankfurter Flughafen, viel zu früh, wie immer bei mir. Dafür konnte ich dann eine Weile die Elektronik in einer Ecke an freien Steckdosen aufladen, während mir ein Brasilianer neben mir mit genervtem Ausdruck erzählte, dass die türkische Fluggesellschaft seinen Koffer verloren habe – nachvollziehbar ärgerlich. Er wisse aber auch nicht, so sagte er, ob er überhaupt den Flieger nach São Paulo nehmen könne, denn er habe ein vergünstigtes Ticket und kann nur mit, wenn Plätze frei sind. Die nächste, die die Steckdose aufsuchte, hatte Sorge, ihre tauschend Taschen nicht an Board nehmen zu dürfen und packte währenddessen noch mehr Klamotten in einen sowieso schon viel zu vollen Trolley. Probleme haben die Leute, das ist schon seltsam. Die eine hat zu viel Klamotten, der andere zu wenig.
Ich habe auf jeden Fall mal wieder viel zu viel eingepackt. Auch für drei Monate. Aber was soll´s – das gibt dicke Arme 😉 Nach São Paulo bin ich dann auch ganz gut hingekommen, trotz 11,5 Stunden Flug an einem viel zu engen Platz. Die Müdigkeit hatte ein Erbarmen und so verflog die Zeit recht schnell. Neben mir saß ein älterer Brasilianer mit Vollbart, ein sehr fröhlicher Geselle mit einem verschmitzten Lachen, mit dem ich bei Schlafpausen ins Gespräch kam. Roberto erzählte mir von seiner Reise durch Europa und zeigte mir dazu später am Flughafen, bei Kaffee und Pão de Queijo auch noch Bilder. Nach drei Stunden trennten sich sodann unsere Wege und ich saß dann im Flieger nach Recife, wo mein Vater auf mich wartete (also in Recife, nicht im Flieger :D).

Arena Pernambuco
Dann ging´s erstmal ins Abenteuer Einkaufen: Regt Ihr Euch gelegentlich darüber auf, dass es an der Schlange nicht voran geht? Wenn ein Brasilianer einkaufen geht, geht er gerne zu zweit. Denn noch bevor der eine den Einkaufswagen voll hat, kann sich der andere schon mal anstellen. Kein Witz. Die Kassiererinnen verabschieden sich immer sehr intensiv von jedem einzelnen Artikel, das über ihr Band geht. Da kann es dann schon mal eine halbe Stunde werden, wenn vier Personen vor einem stehen. Diese Erfahrung ist eine tolle Therapie, denn kaum ist man wieder in Deutschland, hat der Stresspegel keine Chance mehr 😀
Am Tag darauf ging es dann auch schon weiter mit dem Fernbus nach Maceió. Die Brasilianer lieben das Reisen in diesen Bussen, sie sind sehr komfortabel und so ziemlich jede Stadt hat ihren eigenen Rodoviária (Busbahnhof). Gute vier Stunden dauerte die Fahrt in die Stadt mit diesem tollen Strand, wo ich nun vier Wochen bleiben werde. Dort angekommen wurde schnell noch das Rückfahrticket gekauft und sich dann in ein Taxi gesetzt – und wie schon einmal, erwischte ich einen Fahrer, der sich nicht auskannte und zudem nicht lesen konnte (Analphabetismus liegt in Brasilien bei traurigen 13 %). Das war ihm allerdings so unangenehm, dass er sein Taxometer irgendwann ausmachte und wir uns gemeinsam auf die Suche nach meiner Gastfamilie begeben haben – was dann doch wieder sehr nett wurde
Und nun bin ich hier bei meiner Gastfamilie, bei Vera und ihren beiden erwachsenden Kindern Neusa und Anderson. Mit ihnen und dem gestrigen Besuch sprach ich gestern über die Weltmeisterschaft in Brasilien und erntete enttäuschte Gesichter. „Brasilien hat die WM schon verloren“ sagte Anderson. „Die Brasilianer lieben Feste, doch dieses Fest werden wir nicht feiern“ sagte Neusa. Es ist wirklich sehr traurig zu sehen, wie sehr die fußballverliebten Brasilianer sich hier so gar nicht auf das Ereignis freuen. Selbst im Fernsehen kommt nur ganz selten Werbung für die WM und auch sonst ist hier alles, wie sonst auch. Ich bin gespannt, ob und wie sich das noch alles entwickelt…
Auf jeden Fall freue ich mich jetzt erst einmal auf einen ersten Schultag. Ein paar Lehrer kenne ich schon, denn im November 2012 durfte ich schon einmal eine Woche dort lernen.
Wenn Ihr mehr Bilder sehen möchtet: Auf G+ gibt´s ein Album, das ich versuche, regelmäßig zu befüllen.
Stelle mir gerade die Frage, warum das kein Fest ist für die Brasilianer bzw. weshalb es so kommen musste. Traurig das.
Aber vielleicht wird es dennoch unter Freunden ein bisschen gefeiert. und mitgefiebert.
Ich fliege nächsten Sommer nach Sao Paulo und kann es kaum erwarten!
danke fürs Teilen deiner Erlebnisse !