In eine andere Welt einzutauchen bedeutet für mich auch, die Sprache des Gegenübers zu verstehen und sprechen zu können. Von Tag zu Tag fühlt es sich richtiger an, mein Portugiesisch aufzubessern und mir damit den Wunsch zu erfüllen, meine Wurzeln zu entdecken. Ich hatte das Gefühl der „Weltentdeckung“ schon längst vergessen, als wir damals als Jugendliche Englisch anfingen zu verstehen und uns damit verständigen konnten. Das war schon auch gut, nur jetzt erlebe ich es sehr viel bewusster. Vielleicht auch, weil das Lernen nun eine Herzensangelegenheit ist und weniger eine Pflicht. Portugiesisch zu können war schon immer einer meiner großen Träume gewesen, denn als Kind sprach ich es bereits fließend und hatte es nur leider in den Jahren, die wir nun in Deutschland leben, verlernt. Aber wie ist das so, wenn man eine Sprache wiedererlernt?
Meine Entscheidung nach Brasilien zu kommen und hier einen Intensivsprachkurs in Portugiesisch zu besuchen, hatte ich bereits 2012. Ich hatte vor einigen Jahren davor schon gute Erfahrungen mit Austauschwochen über die Schule gemacht, wo wir in Gastfamilien untergebracht waren. Das war in Frankreich und England. Diese Erfahrung konnte ich bei Siemens wieder auffrischen, wo es einem auch als Erwachsene möglich war nach England zu gehen, dort in einer Gastfamilie zu leben und tagsüber die Sprache zu lernen. Intensiver geht es kaum! Allerdings war es für mich 2012 trotzdem eine Überwindung, seinen „heiligen“ Urlaub einzureichen um die Tage mehr in einer Schule als am Strand zu verbringen… Wer will das schon, das war ja in der Schule bereits eher lästig denn spaßig…?! Doch wenn man etwas WIRKLICH will, kann Lernen richtig Spaß machen. Als würde man wieder Kind sein können und in der Zeit leben, wo man alles wie ein Schwamm aufsaugt…
Da ich als Kind bereits Portugiesisch gesprochen habe, habe ich gegenüber anderen Schülern eines voraus: Die Aussprache fällt mir sehr leicht. Sie fällt mir sogar so leicht, dass man mich kürzlich schon gefragt hat, ob ich aus São Paulo käme. Obwohl ich dort geboren bin, war mir bis vor ein paar Tagen nicht bewusst den Dialekt zu sprechen und ich staune selbst, wie prägend diese ersten, knapp 6 Jahre meines Lebens sind. Übertragt das Potential mal in die allgemeine frühkindliche Sprachförderung: Klar, zwar vergisst man einiges wieder, doch fällt es einem später sehr viel leichter, die Sprache zumindest auszusprechen – das ist schon sehr viel wert, denn ohne einer einigermaßen korrekten Aussprache, wird euch euer Gegenüber nicht richtig verstehen können.
Dennoch: Wie jeder andere auch komme ich um Grammatik und Vokabeln natürlich nicht umher. Zwar kannte ich vorher schon einige Ausdrücke, doch wusste ich sie nur auszusprechen aber nicht zu schreiben oder gar die Grammatik zu analysieren. Ich war quasi ein Analphabet im Portugiesischen 😀 Kurioserweise behalte ich mir Vokabeln unglaublich schnell, oftmals muss ich sie mir nur einmal ansehen und es sitzt. Allerdings kann ich nicht sagen, ob das noch von damals ist oder ob der Wille und die Lust, diese Sprache zu erlernen, so viel größer ist, dass es mir leichter fällt. Vermutlich ist es von allem ein bisschen.
Fakt ist: Mir bringen Sprachkurse in Deutschland so viel, wie einem Brasilianer ein dicker Wintermantel. Zwar helfen ein, zwei oder vielleicht sogar drei Stunden die Woche schon, um einen Einblick zu bekommen, doch ohne die Möglichkeit die Sprache direkt auch praktisch im Alltag anwenden zu können, war es für mich eher frustrierend. Zu schnell war Gelerntes vergessen und nie waren genug Gelegenheiten da um sich auszudrücken. Und es geht einfach viiiiel zu langsam voran (kann natürlich auch sein, dass ich viiiiiel zu ungeduldig bin ;)). Vor Ort geht das Lernen so viel schneller und hinzu kommt, dass man so ganz nebenher noch viel über das Land, seine Geschichte, die typischen Gerichte und seine Einwohner lernt. Eine eierlegende Wollmilchsau quasi 😀
Zwei Wochen bleiben mir jetzt noch, in denen ich täglich fünf Privatstunden hier habe. Kommende Woche haben wir am Donnerstag, am 12. Juni 2014, einen Feiertag, denn da ist ja Copa do Mundo (Weltmeisterschaft) und Valentinstag. Wie die Brasilianer_innen diese Tage verbringen, darüber werde ich im nächsten Beitrag berichten.
Zu meinem Google+ Album Drei Monate Brasilien kamen gestern übrigens noch weitere Bilder über meinen Ausflug nach Praia do Gunga (bei Maceió) hinzu. Viel Spaß und bis nächste Woche
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